Adoleszenz, Empathie, Melancholie
„Und wieder
Winter“, erschienen 2012 bei Schwarzkopf-Schwarzkopf ist ein sehr
melancholisches Jugendbuch, in dem Anja Schauberger ihre Geschichte vom
Erwachsenwerden und der Krebserkrankung ihrer Mutter erzählt. Die
Autorin schrieb mit diesem autobiografisch inspirierten Roman ihr Debüt
und es ist ihr sehr gut gelungen.
Eigentlich möchte sich die junge
Anna ganz auf ihre eigene Pubertät konzentrieren, auf ihre Freundinnen,
ihre Partys, auf ihr Verliebtsein, die Probleme, die das mit sich
bringt und das ganze Drumherum. Aber Annas Mutter ist zum zweiten Mal an
Krebs erkrankt und Anna muss plötzlich mehr Verantwortung übernehmen
als sie kann. Auch quälen sie die Gedanken, ob man sich überhaupt mit
eigenen Sorgen befassen darf, wenn der Tod quasi schon an die Tür
klopft.
Dieses sehr berührende Buch ist keine leichte Lektüre,
auch wenn es sehr gut und verständlich geschrieben ist. Es bewegte mich
sehr zu lesen wie sich ein junges Mädchen im kompliziertesten Abschnitt
seiner Entwicklung noch zusätzlich mit dem möglichen Verlust der Mutter
auseinander setzen muss.
Sehr gut fand ich aber auch die ständig
präsente Frage: Darf man sich überhaupt um seine Teenagerprobleme
kümmern, wenn die eigene Mutter so schwer erkrankt ist? Und darf man
unabhängig davon sogar glücklich sein?
Das Buch erinnerte mich an
ein Tagebuch, denn man liest über Dinge und Gedanken, die ein Teenager
sonst nicht fremden Menschen anvertraut. Ab und zu schweiften diese
Gedanken ab, oder es gab Informationen, die scheinbar nicht zum Kontext
passten, aber gerade das machte für mich auch das Tagebuch-Feeling aus,
denn darin landen ja meist alle Gedanken, die einem in den Kopf
schießen.
Das Cover ist absolut perfekt, es ist zum Winter passend
weiß, zur Jugend passend zart und zur Melancholie passend schlicht. Dass
sich darin eine derart bewegende Geschichte verbirgt, deutet schon der
Klappentext an.
Dieses Buch macht keine Freude, dennoch empfinde
ich es als sehr wertvoll, denn es zeigt, dass hinter jedem strahlenden
Lachen auch eine traurige Geschichte stecken kann. Jeder Mensch in
unserem Umfeld hat eine Lebensgeschichte und hinter jeder Fassade gibt
es verborgene Räume.
Jugendliche Leser lernen durch dieses Buch
Empathie, das sich Reinfühlen in andere Personen und vor allem das
Hinter-die-Fassade-Schauen. Aber das Buch zeigt auch den jungen Lesern,
dass sie sich um sich selbst kümmern dürfen, auch wenn das ganze Leben
um sie herum im Chaos zu versinken droht.
Von mir bekommt das Buch 4 von 5 gute Sterne.
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