mystisch, morbide, metaphysisch
In Ihrem fantastischen Debüt „Harpyienblut“, erschienen 2012 als Herzklopfen-Fantasy bei Schwarzkopf & Schwarzkopf erzählt uns Daniela Ohms die schaurig schöne Geschichte von Lucie, einem 18-jährigen Mischwesen aus Mensch und Todesvogel, die sich zwischen Dies- und Jenseits bewegt und gruselige, berührende und mystische Momente erlebt.
Lucie scheint ein ganz normales Mädchen zu sein, das mit seiner besten Freundin Emilia im Volleyballverein trainiert. Aber Lucie hat besondere Fähigkeiten und Sinne, die sonst niemand hat. Keiner ahnt, dass Lucie unter ihrem Shirt eine Binde trägt, die ein Geheimnis bändigt: Lucie besitzt Flügel. Nach und nach verwandelt sich Lucie immer mehr und kann den Drang zu Fliegen kaum noch zügeln. Nachts begegnet sie einem geheimnisvollen Jungen mit Schmetterlingsflügeln. Sie versteht selbst nicht was sie ist und wieso sie so besonders ist. Einzig ihr Trainer Sergej erkennt es und mit seiner Hilfe findet sie nach und nach heraus was ihre Bestimmung ist.
Die Geschichte ist ein sauber recherchiertes, wunderbar ausgearbeitetes Konstrukt das sowohl typische Jugendprobleme wie Selbstfindung, Andersartigkeit, erste Liebe, Freundschaft, Zukunftswünsche als auch tief ergreifende Menschheitsprobleme wie Schicksalsschläge, Kindstod, Kindsmord, Waisenkinder und ein utopisches Weltbild mit Seelengeburt, Seelenwanderungen, Seelenverwandtschaft, Wiedergeburt und Löschung von Erinnerungen in sich vereint.
Die Verarbeitung des Buches finde ich sehr gut, es ist hochwertig und sehr stabil. Die Covergestaltung gefällt mir, ich hab sie allerdings erst verstanden, als ich den Prolog gelesen hab. Der Titel passt hervorragend und der Klappentext machte mich sehr neugierig. Das Buch wird als Jugendbuch deklariert, aber man sollte sich wirklich an das Mindestalter 16 halten, da es teilweise doch ziemlich nervenaufreibend ist. Der Schreibstil ist sehr mitreißend und manchmal sogar sehr atemberaubend, teilweise auch etwas kompliziert weil sehr tiefgreifend, aber am Ende bleibt keine Frage offen.
Alles in allem bin ich überwältigt von diesem Buch, weil es zum Einen ein starkes Mädchenbild präsentiert, das fernab von rosa Glitzerwelt und Unselbstständigkeit funktioniert und zum Anderen, weil es mich gefesselt, gegruselt, geschockt und tief bewegt hat, ich aber am Ende eine tröstliche Erklärung für viele grausame Weltgeschehnisse in diesem Buch gefunden habe.
Die Autorin Daniela Ohms hat mich sehr begeistert und ich werde meine Augen Tag und vor allem Nacht nach neuen Werken von ihr aufhalten… Ganz besonders gespannt bin ich auch schon auf ihre „Erwachsenen-Fantasy“ unter dem Namen Daniela Winterfeld, die Anfang 2013 erscheinen soll.
Ich empfehle das Buch uneingeschränkt jeder nervenstarken Leserin, die sich gerne auf düstere Lesestunden einlässt und dabei auch gerne mal eine Gänsehaut, heftiges Herzklopfen oder eine zugeschnürte Kehle in Kauf nimmt und von Fantasyromanen mehr erwartet als Klischees und Vampire, Zwerge oder Elfen.
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